Gestern beschloss ich also meine Situation zu einem Projekt zu machen und mir ein Projektteam zusammenzustellen. Einen guten Berater hatte ich ja schon – es war mein Hausarzt, der mich geradewegs dazu gezwungen hat, mir die Doppelsichtigkeit näher ansehen zu lassen und dies führte ja letztendlich dazu, dass man meine Gehirnstammblutung erst erkannte.
Ich beschloss mich mit der Entlassung aus dem Krankenhaus und der damit verbundenen sehr seichten Information nicht einfach zufriedenzugeben. Ich wollte das mit eben diesem Hausarzt besprechen. Doch leider befand er sich im Urlaub und nun stand ich vor der Entscheidung noch 10 Tage zu warten oder eine Vertretungsärztin auszusuchen. Ich entschied mich für Zweiteres und bat Helga mich zu begleiten, da ich alleine einfach noch zu unsicher auf der Straße war.
„Zwei tolle Ärzte, gleich um´s Eck – was für ein Glück“
Die Vertretungsärztin befand sich im selben Gebäude, wie das Labor, welches mir am 4. April Blut abnahm. Das traf sich für mich alles ganz gut, da ich mir meinen Befund gleich abholen konnte und vielleicht konnte mir dort auch jemand sagen, welcher meiner Werte gerade noch im Grenzbereich war – eine Antwort, die mir das Krankenhaus ja nicht geben wollte.
Ich fühlte mich an diesem Morgen auch gar nicht gut. Ich hatte das Gefühl, dass ich hohen Blutdruck hatte und den sollte ich ja unbedingt vermeiden. Helga und ich gingen also gleich in der Früh die paar hundert Meter zum Labor. Ich fragte nach meinen Befunden, die ich auch sofort erhielt. Dann zeigte ich den Befund aus dem Krankenhaus, erzählte kurz meine Geschichte und fragte ob, man mir darüber etwas sagen könnte.
Die Werte, die so grad noch an der Grenze waren, betrafen die Blutgerinnung. Man schlug mir vor, nach dem Besuch der Ärztin, dahingehend nochmals einen Test zu machen. Ich fand das toll, dass man mir das gleich vorgeschlagen hat – dieses Labor setze ich also schon mal geistig auf die Projektteamliste.
Wir fuhren mit dem Lift in den ersten Stock zur Vertretungsärztin. Abgesehen davon, dass wir zu früh dran waren, mussten wir auch noch eine ganze Weile warten, bis ich an der Reihe war. Doch nachträglich betrachtet hatte sich das wirklich ausgezahlt – und da war es dann auch schon, das langerhoffte: „Herr Wastian, bitte!“
Ich nahm im Behandlungszimmer Platz. Ich erzählte der Ärztin meine ganze Geschichte in kurzen Zügen und antwortete auf ein paar gezielte Fragen ihrerseits. Ich erzählte ihr im Besonderen, dass ich kein richtiges Entlassungsgespräch bekommen hatte, dass ich nicht weiß, was ich tun darf und was nicht und vor allem, dass ich dieses Kribbeln seit Kurzem habe – einstweilen in der gesamten rechten Körperhälfte und das auch permanent.
Sie hörte mir gut zu und sie handelte sofort. Mein Blutdruck wurde gemessen und der war eindeutig höher als normal – noch nicht besorgniserregend, aber auch nicht normal. Ich erhielt ein Medikament, welches ich im Notfall nehmen könnte, aber vor allem auch gute Informationen, wie ich meinen Blutdruck normal und stabil halten kann. Wir waren jetzt in etwa fünfzehn Minuten bei ihr und ich dachte, das war es dann – weit gefehlt.
„Was du heute kannst besorgen, dass …“
Sie sagte, sie wollte wissen, ob eine weitere Blutung aufgetreten ist, die das Kribbeln verursachte. Ein MRT musste her. Und zwar sofort. Das ließ meinen Blutdruck abermals steigen, denn vor einiger Zeit habe ich erfolglos probiert, einen kurzfristigen Termin zu bekommen. Diesmal aber hängte sich diese Ärztin persönlich ans Telefon. Beim ersten Institut hingen wir lange in der Warteschleife – gut 10 bis 15 Minuten.
Währenddessen untersuchte sie mich weiter. Helga war zu dieser Zeit verkühlt und anstecken wollte ich mich ja nicht. Die Ärztin checkte alles ab, denn starker Husten wäre in dieser Situation wohl nicht sehr förderlich gewesen.
Noch immer hob am anderen Ende keiner ab und bei einem zweiten Institut war es recht ähnlich. Über eine halbe Stunde waren wir schon da und das machte diese Frau immer noch nicht nervös. Ich fühlte mich dermaßen gut aufgehoben. Das fand dann nochmals eine Steigerung, als sie beim dritten Institut einen MRT-Termin für mich vereinbarte und das noch am selben Tag.
„Diese Energie ist ansteckend“
Jetzt musste es schnell gehen. Helga musste die Bestätigung vom Chefarzt holen, da ich das, zumindest schnell, nicht geschafft hätte. Helga nahm sich frei und erledigte das für mich. Vorher kauften wir noch ein Blutdruckmessgerät, denn eine ständige Überwachung gehörte von nun an zu meinem Tagesablauf. Danach lief alles nach Plan. Auch beim MRT musste ich nicht lange warten und auch nicht auf meinen Befund.
An diesem Tag wusste ich, dass die Entscheidung ein Projektteam zu suchen, die richtige war. Denn diese Ärztin hat mir bewiesen, dass man nicht nur reagieren kann, sondern auch reagieren muss!
Vielen Dank – Sie stehen ganz oben auf meiner Liste.