Dann, irgendwann gelandet, war ich sehr beruhigt, dass der Flug endlich vorbei war. Ich hatte mich nicht unwohl gefühlt, zumindest nicht körperlich, aber so richtig genießen konnte ich die Fliegerei dann auch nicht. Jetzt beschäftigte mich nur noch dieser eine Gedanke: Werde ich morgen oder übermorgen wieder alles doppelt sehen?
Wir holten die Koffer und unser Mietauto. Es war heiß – nicht so heiß wie man es in dieser Region gewohnt war, aber um etliche Grade wärmer als noch vor ein paar Stunden in Wien und auch das beschäftigte mich. Ich wusste überhaupt nicht mehr, was richtig und was falsch war.
Ich glaube, das war mein erster Urlaub, wo ich erstmal ankommen musste, denn normal brauche ich dafür keine Sekunde. Aber diesmal war es anders und so checkte ich als erstes und permanent alle Gefahren für mich ab, obwohl ich ja bis lang gar nicht wusste, ob das alles überhaupt Gefahren sind.
Kurz gesagt, in den ersten Stunden kam keine Freude auf, ganz im Gegenteil – ich fing sofort an die Tage zu zählen, bis wir wieder heimfliegen würden. Doch das hielt nicht gar so lange an. Urlaub ist ja doch Urlaub. Sonne ist Sonne und Meer ist Meer und Alex ist Alex.
„Keine Doppelbilder“
Als ich nach der ersten Nacht ohne Doppelbilder aufwachte, war die Welt wieder schön. Ich setzte mich auf unsere Terrasse und schaute raus aufs Meer. Eine kleine Entschädigung für die Reisen, die wir in der Zwischenzeit absagen mussten. Ich konnte die Luft und die aufgehende Sonne so genießen, wie schon lange nicht mehr.
Die nachfolgenden Tage waren gefüllt mit Ausflügen, Sehenswürdigkeiten, Fotos machen, gut essen, schwimmen im Meer und auch mal ganz gechillt einfach nur am Pool liegen. Es fühlte sich an wie früher, zumindest die meiste Zeit.
Manchmal holte mich ein Schwindelanfall ein und auch Kopfschmerzen hatte ich ab und an mal. Das zeigte mir natürlich, dass ich alles andere als gesund bin. Aber wenn meine Krankheit darin besteht, werde ich mich über die Zeit wohl damit arrangieren können.
Letztendlich passierte nichts davon, was ich mir ausgemalt hatte, was passieren könnte. Es war ein schöner Urlaub und ich freute mich schon auf den Heimflug – diesen wollte ich jetzt auch noch genießen – ganz ohne Angst. Doch es sollte anders kommen.
„Medizinischer Notfall“
Am Abreisetag brachten wir das Leihauto zurück, gaben unser Gepäck am Schalter auf und warteten nun auf unseren Rückflug. Wir saßen schon eine ganze Weile im Flugzeug und mussten wieder einmal auf einen Fluggast warten, der bis zum Schluss einfach nicht aufauchen wollte. Also musste sein Gepäck gesucht und ausgeladen werden.
Das alles dauerte extrem lange und obwohl die Beinfreiheit unserer Sitzreihe mir das Leben schwer machte, war ich gut gelaunt. Mit einiger Verspätung rollten wir dann doch auf die Startpiste, beschleunigten und hoben ab. Auch diesmal beobachtete ich, was mein Körper machte und hier besonders mein Kopf. Aber alles war gut und ich konnte mich entspannt zurücklehnen und aus dem Fenster sehen – so wie ich es so gerne mache.
Auf einmal ertönte es aus dem Lautsprecher: „Sehr geehrte Damen und Herren, auf Grund eines medizinischen Notfalls müssen wir chhhchchhhhchhhchhhh ….. Sauerstoff“
Mein Herz rutschte mir in die Hose. Was machen die jetzt mit dem Sauerstoff, fragte ich mich. Welche Auswirkungen hat das auf den Druck in der Kabine und auf meinen Kopf. Helga schaute mich auch fragend an. Mein Puls stieg und auf einmal war alles gar nicht mehr so entspannt. Ich wartete jeden Moment, dass diese gelben Dosen von der Decke fallen würden, die man sich über Mund und Nase ziehen müsse.
Ich schaute mich leicht panisch um und auf einmal entdeckte ich zwei Flugbegleiterinnen, die bei einem Mann standen und diesem Luft zufächelten. Kurz darauf kam ein weiterer Flugbegleiter mit einer Sauerstoffflasche. Nun konnte ich mir den Satz aus dem Lautsprecher selbst ergänzen und war auf die eine Art recht beruhigt. Vorweggenommen, auch dem Mann ging es bald wieder besser.
Jedoch hat es mir gezeigt, dass ich, solange ich diese Erkrankung habe, äußerst sensibilisiert auf solche Zwischenfälle bin und auch auf alles andere was zu einer Verschlechterung meines Zustandes führen könnte. Der Urlaub war schön, aber ich wusste auch genau, was ich demnächst zu tun hatte.